Königsgräber von Haaßel ... mit dem E-Bike rund um Bevensen

Liegen hier wirklich Könige begraben?

Königsgräber von Haaßel
Nein, die Bezeichung "Königsgräber" ist vermutlich nur aufgrund der eindrucksvollen Größe der Gräber entstanden. Da es keine schriftlichen Aufzeichnungen aus der Jungsteinzeit gibt, ist nur wenig über die Gesellschaftsform dieser Zeit bekannt.

Allerdings ist es gut möglich, dass in den Großsteingräbern Menschen mit einer besonderen gesellschaftlichen Stellung bestattet wurden. Ein anderer Teil der Bevölkerung ist in einfachen flachen Erdgräbern beigesetzt worden.

Wer hat die "Königsgräber" gebaut?

Auch wenn die Großsteingräber im Volksmund manchmal "Hünengrab" oder "Riesenbett" genannt werden, waren es doch Menschen, die diese Anlagen in der Zeit zwischen 3300 und 3000 v.Chr. hergestellt haben.

Es handelte sich um eine bäuerliche Bevölkerung, die die Gräber errichtet hat. Anders als heute ist das Grab ganz mit enem Erdmantel bedeckt gewesen. Diser Hügel wurde erst später im Laufe der Jahrtausende durch Wind und Wetter abgetragen, so dass die Grabkammer jetzt frei liegt.

Zeitspuren - Wege zu archäologischen Denkmälern der Region Uelzen

Königsgräber von Haaßel
Schafstall
Königsgräber von Haaßel
Grab 2
Königsgräber von Haaßel
Grab 2
Königsgräber von Haaßel
Grabeingang

Was wurde in den Gräbern gefunden?

Als K.H. Jacob-Friesen das mittlere der drei Gräber 1932 archäologisch untersuchte, entdeckte er nur zwei gut erhaltene Gefäße aus ton. Der Ausgrabungsbefund legt die Vermutung nahe, dass das Grab bereits in früheren Zeiten beraubt worden ist.

Warum gibt es heute nur noch wenige Großsteingräber?

Auch wenn sie für die Ewigkeit gebaut wurden, sind viele Großsteingräber zerstört. Aus ihren Steinen hat man Hausfundamente, Mauern und Straßen erbaut (so in Haaßel und Niendorf noch heute als Hofmauern zu sehen). Insgesamt konnten um 1850 noch ca. 250 Großsteingräber im Landkreis Uelzen gezählt werden. Heute sind davon nur ungefähr ein Dutzend mehr oder weniger gut erhalten geblieben.

Die Bedeutung der großen Steingräber ist auch heute noch nicht genau geklärt. Waren sie wirklich nur reine Begräbnisplätze? In neueren Theorien werden die Megalithbauten auch als eine Art "Hoheitszeichen" und Zentralplatz für die bäuerlichen Siedlungsgebiete angesprochen.

SAGE - Die Hünen und die Königstochter

Die Hünen und die Königstochter
Ausschnitt: Caspar David Friedrich: Hünengrab im Herbst

In uralten Zeiten stand mitten in der Heide ein großer, mächtiger Palast, der war bewohnt von dem König der Heide und seinem einzigen Töchterlein. Zu der Zeit aber hausten noch Hünen im Lande, das waren rohe, recklige Gesellen, die nur auf Kampf und Raub auszogen und alles mit den mächtigen Granitblöcken, die ihnen als Wurfgeschosse dienten, zermalmten und zerspellten, was sich ihnen in den Weg stellt. Die hörten einstmals von der wunderbaren Schönheit des Königstöchterleins und beschlossen, es dem König zu rauben. Also zogen sie aus. Ihrer waren mehr denn tausend, aber sie fanden die Tore verrammelt und den Palast aus einem Fels gehauen. Da umstellten sie das Schloss und warfen ihre Blöcke gegen die Feste, dass es meilenweit umher hallte und dröhnte. So warfen sie den ersten Tag, dass die Blöcke zurückprallten und über ihre Häupter hinwegflogen, klafterweit in die Erde hinein, aber die Feste wich und wankte nicht. Da legten sie sich ermattet zur Ruhe, um am anderen Morgen ihr Werk aufs neue zu beginnen. Da bebten und zitterten die Säulen, und die Felssplitter stoben bis zum Harzgebirge; abe die Feste wich und wankte nicht. Sie legten sich abermals zur Ruhe, um am dritten Tag die Belagerung fortzusetzen. Aber in der Nacht zum dritten Tage sprach der König zu seinem Töchterlein: Die Hünen werden nicht ablassen in dem, was sie vorhaben, und meine stolze Feste wird zerstäuben. So nimm nun diesen güldenen Gurt deiner Mutter und tue ihn um, er wird dir Kraft geben, dahinzufliegen in alle Winde, wohin du begehrst. Nimm auch diese Salbe von dem Fette meines treuesten Hundes, sie bringt dir Schlummer, so oft und lange du es wünschest. Und nimm auch diese Geißel von den Schweifhaaren meines treuesten Rosses, sie längt und kürzest sich nach deinem Willen. Danach führte der König die Tochter aus dem Gemache in ein tiefes Verlies. Sie stiegen und stiegen, aber die Stufen wollten kein Ende nehmen. Endlich waren sie drunten. Da zeigte der König ihr einen dunklen Gang und sprach: Diesen Pfad gehe weiter, bis du an einen großen Fels gelangest. Wenn du ihn berührst mit der Schnalle des Gurtes, wird er sich öffnen, und du wirst darinnen ein güldenes Bettlein finden. Dahinein lege dich und tue die Salbe auf deine Augenlieder, so wirst du ruhen von deiner Wanderung, solange dein Herz begehrt. Ich aber will nun wieder hinaufsteigen in mein Gemach und mich lieber unter den Trümmern begraben lassen, denn dass ich den Bau meiner Väter verließe. Du aber gedenke deines Grutes und deiner Geißel, wenn der Tag kommt, an welchem du meinen Tod rächen kannst. Das Töchterlein nahm mit Tränen Abschied, und der Vater stieg wieder hinauf in seine Gemächer.

Mit dem Anbruch des dritten Tages aber erhub sich von neuem ein Dröhnen und Rollen und Grollen wie Donner, und um Mittag stürtzten die Vorsäulen, und am Abend wankten und brachen die letzten. Nun geschah noch ein einziger furchtbarer Krach, und der Felspalast war zertrümmert. Die Hünen sprangen mit wildem Geschrei über Schutt und Trümmer und drangen in die zersprengten Königsgemächer. Sie fanden den König mit zerklafftem Schädel; sie suchten die Königstochter, aber sie fanden weder sie noch ihre Spur. Da entstand alsbald unter ihnen ein Streit, wer das Entschwinden verschuldet, und sie rannten gegeneinander und töteten sich untereinander. Nur ein Hüne blieb übrig, der nahm die Leichname und trug sie hierhin und dorthin und deckte über jeden der Erschlagenen Trümmer des zerstörten Palastes. Das sind Male, die man Hünengräber nennt.

Aber die Geister der Hünen finden keine Ruhe. Um Mitternacht steigen sie hervor aus ihrer Gruft, nebelgrau und riesengroß, und schweben dahin über das weite Brachfeld der Heide. Um Mitternacht aber erwacht die Königstochter in ihrem güldenen Bettlein. Dann legt sie den Gurt um ihre Hüfte und fliegt davon mit der wallenden Geißel in ihren Händen. Dann wird es ein Zischen und Heulen in den Lüften, ein Ächzen und Keuchen, ein Fliehen und Jagen. Denn des Heidekönigs Töchterlein hält ihren Rachezug. Wenn aber die Morgensonne hinter den Heidehügeln emporsteigt, schlummert das Königskind längst wieder in seinem güldenen Bett im Felsgestein, umsummt von emigen Immen (Bienen) und umschwirrt von bunten Käfern und lieblichen Faltern.

aus: Wo Zwerge und Riesen hausten, Mit Sagen und Geschichten die Region Uelzen erkunden, Tourismuskreis Uelzen e.V., (Hrsg.) Ausgew., übers. und komm. von Etta Bengen, 1999, Seite 56-60

Wirtschaft und Siedlung der ersten Bauern

In der Jungsteinzeit Norddeutschlands (Neolithikum, ca. 4000- 2000 v.Chr.) lagen die Jahresdurchschnittstemperaturen 2 bis 3 Grad über den heutigen. Diese feucht-warme Klimaverbesserung begünstigte die Ausbreitung des Eichenmischwaldes, in dem neben der Eiche die Ulme, Linde, Esche und Erle heimisch wurden. Die Zusammensetzung des Wildtierbestandes unterschied sich kaum vom jetzigen. Das Ur, ein Vorfahre unseres Hausrindes, war weit verbreitet. Schaf, Ziege, Rind und Schwein wurden von den Menschen als Haustiere gehalten.

Beeindruckend sind die Hinterlassenschaften der ersten Bauern in der Lüneburger Heide als sie noch keine Heide war: die Großsteingräber. Über die Häuser und Dörfer dieser Menschen der Trichterbecherkultur ist bisher wenig bekannt. Jedenfalls bildeten Ackerbau und Viehzucht zusammen mit Jagd und Sammeln die Wirtschaftsgrundlage. Um Platz für Siedlungen und Dörfer zu schaffen, musste der Wald mit Steinbeilen gerodet werden. In Niedersachsen sind bei Wittenwater im Landkreis Uelzen und bei Dohnsen im Landkreis Celle bei älteren Ausgrabungen Grundrissreste entdeckt worden. Die besten Ergebnisse lieferte eine Untersuchung in Flögeln im Landkreis Cuxhaven in den siebziger Jahren.

Die Häuser bestanden aus Pflanzen und Lehm. Holzstämme bildeten das Gerüst, auf dem ein reetgedecktes Dach ruhte. Die Wände flocht man aus Weidenruten, die mit Lehm beworfen wurden. Über die Inneneinrichtung der Häuser ist bisher nichts bekannt. Wahrscheinlich waren sie bemalt und verziert.

aus: ZEITSPUREN - Weg zu archäologischen Denkmälern der Region Uelzen, Erlebnisregion Uelzen, Lüneburger Heide, Verlag Jens Büttler, Uelzen S. 36-39